
Interstellar
Pilot Cooper zieht mit einer kleinen Crew aus, einen neuen, bewohnbaren Planeten für seine Familie, sich und den Rest der verbliebenen Erdbevölkerung, in einer entfernten Galaxie zu finden, denn die gute alte Erde liegt im Sterben...
Der Anreißer umschreibt zwar nur äußerst grob die Ausgangssituation des gesamten Plots, der während seiner fast drei Stunden dauernden Entwicklung noch den ein oder anderen Twist erfährt, jedoch trifft er den Kern der Sache.
Die Story beginnt mit der Zeichnung einer Dystopie der etwas anderen Art: Wie schon in zahllosen Filmen zuvor gehen durch eine mißhandelte Umwelt die natürlichen Ressourcen – sprich Nahrung – auf der Erde zur Neige. Allerdings gehen sich die Menschen deshalb nicht gegenseitig (á la Mad Max) an die Gurgel/Vorräte, sondern versuchen stattdessen so viel Mais wie möglich anzubauen, da dies das einzige Getreide ist, das überhaupt noch gedeihen will, um sich so am Leben zu erhalten. Durch die äußeren Umstände zur Aufgabe seines ehemals erlernten Berufes gezwungen, ist auch Pilot Cooper (Matthew McConaughey) zum Mais-Farmer geworden.
Cooper, dem das Drehbuch keinen Vornamen gönnt, lebt mit seinem Vater und seinen beiden Kindern inmitten riesiger Maisfelder und also sprichwörtlich hinter dem Mond und es soll von diesem Zeitpunkt der Erzählung noch eine ganze Weile dauern, bis er den Mond auch buchstäblich weit hinter sich lässt. Während dieser Einführung in das Dystopie-Setting geschehen eine ganze Menge Dinge, die entweder für den Gesamtplot zur Gänze irrelevant sind, oder sich erst am Ende des Films selbst erklären.
Überspringen wir also den (persönlich empfunden) viel zu langen Mumpitz des irdischen Setups und kommen (fast ungebremst) zur Space Action des Films: Da wegen der Knappheit an natürlichen Ressourcen die Entwicklung von Hochtechnologie nicht nur als überflüssig und zu teuer angesehen, sondern gesellschaftlich geächtet ist, arbeitet die NASA an einem strengst geheimen Ort, unter strengst geheimen Bedingungen am Erhalt der menschlichen Rasse, auf einem weit entfernten Planeten, in einer weit entfernten Galaxie. Diese strengst geheim gehaltene NASA-Basis entdeckt nun der Expilot Cooper – in Begleitung seiner zehnjährigen Tochter Murphy (Mackenzie Foy) – unter fragwürdigen Umständen und er wird zackbums, vom wissenschaftliche Leiter Professor Brand (Michael Caine), engagiert die Welt zu retten. Cooper, beseelt von dem Gedanken in erster Linie seine Familie retten zu können, sagt (sinngemäß zusammengefasst): "Coole Sache das, gehen wir's an".
Jahrzehnte nun bevor Cooper sich in die ganze Geschichte einklinken konnte (und also Jahrzehnte vor der Filmhandlung, so erklärt uns Professor Brand), hat die strengst geheime NASA ein Wurmloch beim Planet Saturn entdeckt. Ein Ende des Wurmloch liegt also in unserem Sonnensystem, das andere Ende in einer anderen Galaxie und praktischerweise in der Nähe einiger potentiell bewohnbaren Planeten. Also hat die fucking geheime NASA (wir sind immer noch im ersten Drittel des Films!) Jahrzehnte vor der eigentlichen Filmhandlung mehrere Ein-Mann-Expeditionen durch das Wurmloch zu mehreren eventuell bewohnbaren Planeten geschickt – jeweils ausgestattet mit einem Transceiver, um Daten über die Bewohnbarkeit des jeweiligen Planeten durch das Wurmloch zurück zur Erde schicken zu können, ABER ohne Rückfahrkarte für die entsendeten Astronauten.
Coopers Aufgabe soll also nun sein: Reise durch das Wurmloch, checke die eventuell bewohnbaren Planeten auf tatsächliche Bewohnbarkeit ab und sammle unsere zurückgelassenen One-Way-Ticket-Expeditions-Heinis dabei wieder ein – also ab zum Saturn! Da die Drehbuchautoren/der Regisseur darauf bedacht waren, physikalische, energetische und sonstige naturwissenschaftliche Gegebenheiten zu berücksichtigen, dauert die Reise zum Saturn etwas mehr als zwei Jahre... und da beginnt die Geschichte erst.
Um den weiteren Plot des Films zu beschreiben, müsste ich die spoilerfreie Zone verlassen – mache ich aber nicht.
Kommen wir lieber zu meinen persönlichen Eindrücken des Films, die in aller Kürze zusammengefasst sind:
Überambitioniert und underpaced oder anders ausgedrückt: Die (vermutlich) angestrebte Erzählung ist viiiel zu groß für den Film und der Film ist viiiel zu lang für das, was tatsächlich filmisch erzählt wird.
Nicht nur versuchen die Nolan-Brüder den 'heiligen Gral nebst Camelot und Exkalibur' der Physik, die Große vereinheitlichte Theorie (die bis dato unerreichte Vereinigung der Relativitäts- mit der Quanten-Theorie), sondern auch die universelle Macht der Liebe daselbst mit der bekannten Wissenschaft filmisch in Einklang zu bringen – ohne dabei lächerlich zu wirken. Besonders letzteres misslingt bei Interstellar mit Zimmerschen Pauken und Trompeten. Um Missverständnissen vorzubeugen sei angemerkt, dass gegen die erzählerischen Ziele generell nicht das Geringste einzuwenden ist, die Herren Nolan haben es aber leider grandios vergeigt.
Bei aller Negativ-Kritik darf man jedoch nicht vernachlässigen, dass immerhin rein optisch doch einiges geboten wird. Die Darsteller geben ihr Bestes, was die schwachen Dialoge zumindest teilweise aufwertet, und auch die VFX sind makellos und state of the art. Zu guter Letzt sind dies aber lediglich dicke Schichten glänzender Lack auf der leider rostigen Karosserie.