Aporia: beyond the valley

@spreiselbeerle INFO

Im Jahr 2017 ein PC-Erkundungsspiel mit starken Anleihen eines Myst (1993) auf den Markt zu bringen, dürfte Kenner schnell zweifeln lassen. Zu viele Nachfolger haben sich an der Urfomel versucht und selten die Qualität des Originals erreicht.
Umso schöner ist es, dass der erste Aporia-Ableger mit seiner ausgewogenen Mischung aus Walking-Simulator, ordentlichen Rätseleinlagen und teilweise frei erkundbarer Welt mehr als nur überzeugen kann.

Forscherdrang

Man erwacht als weiblicher Charakter auf einem fremden Eiland – ohne jegliche Erinnerung oder Information über das Wer?-Wie?-Was?-Warum? – Und-wann-gibt-es-eigentlich-Essen?
Es gilt, sich anhand von Umgebungsrätseln und spärlichen Anleitungen einen Eindruck zu verschaffen; und so taucht man immer tiefer in die farbenfrohe Spielwelt von Aporia ein.

Anfangs nimmt einen das Spiel dafür stark an die Hand – ähnlich wie beispielsweise Soma. Die schlauchartigen Wege zu Beginn sind der Erzählbarkeit geschuldet und deutlich spürbar, doch dabei bleibt es nicht.
Im Verlauf des Spiels ist die Begehbarkeit des Valley frei gestaltet, soweit es das Terrain zulässt. Die Umgebung ist natürlich glaubhaft begrenzt und Wegpfade sowie -lichter helfen bei der Orientierung.
Es entsteht eine ausgewogene Mischung aus beiden Arten der Wegführung und somit kann man sich der Erkundung der Gegend widmen und gleichermaßen die Atmosphäre genießen.
(Einzig ein sehr verstecktes Geländeschlupfloch an einer Klippe, über einen weißen Steinstrang links lässt eine Abkürzung in eine neu begehbare Region zu. Die allumfassende Rätselmechanik nimmt dadurch keinen Schaden.)

Grafik

Die in Drei Stufen verstellbare Grafikqualität sollte für jeden Rechner taugen und mit den gewohnten Auflösungenvarianten wird man prima versorgt.

  • In meinem System sorgt ein Wallpaper-Changer oft für Störungen mit CryEngine-Games, solche Programme gilt es vor dem Spielstart freilich auszustellen.
  • Bei meiner arg fragmentierten Festplatte luden die Texturen ungewöhnlich lange, doch ist das nur beim Betreten der Welt der Fall. Ist die nähere Umgebung nach einigen Sekunden fertig geladen, merkt man davon recht wenig.
  • In einer hintersten Levelecke entdeckte ich eine dennoch nicht fertig geladene Textur. Solche Schönheitsfehler reißen einen zwar aus der Spielwelt heraus, doch bei Aporia hielt sich das in ertragbaren Grenzen.
  • Zwo Mal stürze das Spiel insgesamt ab, doch die automatische Speicherfunktion plus die eigens gesetzten Savegames haben mich vor größerem Ärger bewahrt.

EDIT: Ändert man in der system.cfg (zu finden im Spielverzeichnis) den Wert bei e_TerrainTextureStreamingPoolItemsNum (von 512) auf den maximal verfügbaren Speicher der Grafikkarte, begünstigt das die Performance ungemein.
Weitere Verbesserungen lassen sich sicher unter den Stichworten CryEngine und Tweak recherchieren. Oder man wartet auf Hilfe aus der Community / Patches.

Die Optik ist sehr kontrastreich gehalten, woran man sich erst gewöhnen muss: Hin und wieder läuft man Wandbereiche ab, um wirklich alles erkundschaftet zu haben. Notwendig ist dies für den Fortgang des Spiels allerdings nicht.
Werkelt die CryEngine optimal, sieht das Spiel enorm gut aus. Was hier an Beleuchtung aufgefahren wird, ist nicht nur sehr schick anzusehen, sondern unterstreicht die Atmosphäre perfekt. Die Tag-Nacht-Wechsel und eine farbenfrohe Inszenierung bieten sehr viel Schauwerte.
Zusätzlich ist der Aufbau des Valleys detailreich und wächst einem bald ans Herz. An einem solch verlassenen Ort möchte man gerne aufwachen.

Sound

Neben der herausragenden Optik ist die Vertonung des Ganzen sehr gut gelungen. Sowohl Geräusche als auch Musikuntermalung wirken je nach Situation antreibend oder entspannend. Das Klangbett des gesamten Spiels bleibt einem wohlig in Erinnerung, obgleich kein bestimmtes Thema zu sehr haften bleibt.

Handlung

Richtig verstanden habe ich die Auflösung der Handlung nicht. Das liegt vornehmlich daran, dass ich dem gewohnten Gut-Böse-Narrativ wenig Neues abgewinnen konnte. Vermutlich ändert ein weiterer Spieldurchlauf mit den weiteren alternativen Enden meine Meinung.
Letztlich ist der Spaß an diesem Titel nicht von der Geschichte abhängig, genauso wenig wie es beispielsweise in den Myst-Ablegern je der Fall war.
Die Präsentation und Erkundung stehen bei Aporia: Beyond The Valley ganz klar im Fokus. Das Spiel will zwar künstlerische Unterhaltung bieten und mit der gewählten Engine gewaltfreie Bilder erzeugen, inhaltlich werden allerdings keine Augenöffner versucht.
Vermutlich wäre ein Stoff wie beispielsweise in Talos Principle, Soma oder Portal für die erste Green Man Gaming-Veröffentlichung auch etwas zu hoch gegriffen.

Rätsel

Im Gegensatz zum (mit Hürden überfrachteten) The Witness hat man hier nette Knobeleinlagen zu erwarten, deren Lösung allesamt Spaß bereiten. Selbst die Lernkurve der Licht-Aufgaben gegen Ende ist machbar, wenn auch ordentlich knifflig. Die Steuerung geht zudem einwandfrei von der Hand.

Pros:

  • Größtenteils sehr hübsche Grafik (selten luden Texturen nicht nach)
  • Soundkulisse und Musik sind sehr gelungen
  • Atmosphärisch dichte Präsentation
  • Rästeleinlagen machen ohne Einschränkungen Spaß
  • ordentliches Preis-Leistungsverhältnis

Cons:

  • Die Aufmachung arbeitet mit Kontrasten, daran muss man sich gewöhnen.
  • Wer auf ein rasantes Erzähltempo hofft, muss Geduld mitbringen (Fans von Myst werden sich wohlfühlen).
  • Die Handlung ist wahrlich kein Brainer.
  • Ladezeit der Texturen kann verbessert werden.
  • Das Spiel ist kurzweilig und somit gefühlt zu schnell beendet (eingeschränkte Kritik).

Fazit

Ich hoffe, dass diesem Aporia-Spiel andere in gleicher Machart folgen, vielleicht sogar mit einer über mehrere Teile verknüpften Rahmenhandlung. Die Art der Präsentation mitsamt der Aufgaben hat mich zunehmend begeistert und nachhaltig interessiert – und das selbst ohne fulminante Geschichte (kaum zu glauben).
Manchem mag die Spielzeit sauer aufstoßen und bestimmt gibt es eine Schar, die sich von der Rätselkost unterfordert fühlt. Für mich steht im Vordergrund, dass Aporia nicht mit der Sperrigkeit eines Myst oder The Witness nervt.
Somit richtet sich dieser Titel an Spieler, die gerne einsame Inseln als auch Dungeons geruhsam entdecken und nebenher einige Knobeleien lösen wollen. Die Herrschaften von Entwicklerstudio Investigate North dürfen mich gerne wieder bezaubern.

Entwickler: Investigate North
Vertrieb: Green Man Gaming
Produzenten: Niels Wetterberg & Ole Søndberg
VÖ: July 19, 2017

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