Okja
@eickefrohwein INFOEine wahrhaft seltsame Mischung aus Heidi, King Kong und Twelve Monkeys.
Die zehnjährige Waise Mija (Seo-hyeon Ahn) lebt mit ihrem Großvater in einer Hütte in den Bergen. Und obgleich sich diese Berge nicht in den Schweizer Alpen, sondern im koreanischen Dschungel befinden und Mijas bester Freund nicht etwa der Geißenpeter ist, enden die Parallelen zu Heidi damit noch lange nicht.
Mijas bester Freund heißt Okja und ist ein Schwein. Wir sprechen dabei allerdings nicht über ein Lölölö-Schweinchen-Babe-Handtaschenformat, sondern über eine genetische Abnormität von den Ausmaßen eines ausgewachsenen Grindwals. So monströs sich das auch anhören mag, so ist die Seele dieses ‘Haustiers’ doch derart puschelig und fluffig, als wäre sie aus rosaroter Zuckerwatte.
Wie nun aber kommt eine zehnjährige Dschungelwaise zu einem grotesk riesigen Zuckerwatteschwein? Zehn Jahre zuvor hatte die Chefin (Tilda Swinton) der multinationalen Mirando Corporation der Welt verkündet, das Ernärungsproblem der beständig wachsenden Weltbevölkerung ein für alle Mal lösen zu wollen. Hierzu würde man eine Rasse von gigantischen Superschweinen erzeugen, die
1.) garantiert natürlich gezüchtet / nicht genmanipuliert seien
2.) sowohl wenig fressen als auch wenig Ausscheidungen produzieren würden
3.) schweinelecker wären
Okja ist also ein Teil dieses Programms und man hatte sie (es ist eine Schweinedame) zum Zweck der natürlichen Aufzucht Mija und ihrem Großvater überlassen. Die Art der filmischen Darstellung der Konzernchefin lässt allerdings nie einen Zweifel daran, dass ihre Motive nicht sozialer, sondern ausschließlich monetärer Natur sind – Riesenschwein Okja ist also auch Teil einer globalen Marketingkampagne. Wie nicht anders zu erwarten fordert der Konzern eines Tages sein Recht auf die Sau und entführt sie kurzerhand, ohne Mijas Wissen, zur von der Mirando Corporation eigens konzipierten Superschweinparade nach New York.
Wäre Mija nicht vom eigenen Opa in einem entscheidenden Moment heimtückisch abgelenkt worden, hätte sie die Entführung ihres über alles geliebten Haustiers natürlich niemals zugelassen und nun bleibt ihr nichts anderes übrig, als dem Monsterkotelett in spe ganz allein nachzujagen, um es vor dem Schlimmsten bewahren zu können. Dabei begegnet sie zunächst den Frauen und Männern der A.L.F. (Animal Liberation Front), die sich der Befreiung von Tieren aus Zoos, Laboratorien etc. verschrieben haben und, bei aller Radikalität in ihrer Vorgehensweise, stets um respektvolle asiatische Höflichkeit und Überkorrektheit bemüht sind.
Das klingt bis hierhin schon reichlich absurd? Ja, ist es, und es wird noch absurder...
Der Film Okja ist eine koreanisch-amerikanische Koproduktion und es ist in der Tat erstaunlich, wie unheimlich angenehm diese Fusion von Hollywood- und asiatischem Kitsch anzusehen ist. Grandiose Schweine-CGI, perfekt inszenierte Natur- wie auch metropolitane Bilder, spannende Actionelemente und ein genialer Soundtrack verbinden sich mit solidem Schauspiel zu einem phantastischen Gesamtkunstwerk, das in seiner wunderbaren Verdrehtheit seinesgleichen wohl vergeblich sucht.
Fazit: Das ist mal was anderes. Unbedingt anschauen.