Star Wars: Episode VIII - Die letzten Jedi

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Star Wars: Episode VIII - Der letzte Strohhalm der Drehbuchautoren…

Fans der Space Opera kennen das unvergleichliche Gefühl, wenn man im Kino sitzt, die ersten Noten von John H. Williams Eröffnungsstück losschmettern und der Schriftzug “STAR WARS” in Gelb über die Leinwand schwebt. Gänsehaut, ein wohlig warmes Gefühl im Bauch und Erwartungen, welches Abenteuer wir nun erleben werden.
Doch für mich gab es einen Teil der Saga, bei dem es nach gut 10 Minuten mit diesem wohlig warmen Gefühl vorbei war und blankes Entsetzen sich breit machte. Episode I - Die dunkle Bedrohung – Gott, was war ich da enttäuscht und musste mich fragen: “Was hat George Lucas da nur angerichtet?!”. Die restlichen Episoden waren insgesamt zwar keine Meisterwerke, allerdings sehr ansehnlich und gutes Action-Popcorn-Kino-Unterhaltung.

Als Episode VII angekündigt wurde, dachte ich mir nur: “Das wird hoffentlich nicht schlimmer, als das Jar Jar Binks Debakel”. Zum Glück bewahrheiteten sich meine Hoffnungen, wenn auch der Film hier und da eine Wiederholung der Handlung aus Episode IV und VI war (gewürzt mit neuen Charakteren und einem etwas anderem Imperium). So war Episode VII kein schlechter “Neustart” der von Disney-Studios neugestalteten Saga.

Dementsprechend waren meine Erwartungen und Hoffnungen bezüglich Episode VIII relativ hoch. Ich wünschte mir, die Macher würden sich komplett von den alten Filmen lösen und endlich eine eigene Geschichte erzählen.
Ich ging also mit ein paar Freunden ins Kino, das bekannte Intro startete und damit kam auch die Gänsehaut und das wohlig warme Gefühl. Nach ungefähr 10 Minuten im Film machte sich ein Déjà-vu in mir breit, ich war mal wieder entsetzt und fragte mich: “WAS ZUM TEUFEL HAT RIAN JOHNSON DA ANGESTELLT?!”. Ich wollte schon fast das Kino verlassen, so furchtbar war der Auftakt der neuesten Episode.

Ich blieb jedoch sitzen und quälte mich durch die ersten 25-30 Minuten des Films ohne Aussicht auf Besserung: Den Beginn des Epos empfand ich als eine mäßig gelungene “Gag Reel”, die sich gefühlt furchtbar in die Länge zog. Bereits in den ersten 3 Minuten des Films versagte der erste alberne Mutter-Witz. Jener sollte dem Publikum im Kinosaal ein Lachen entlocken, doch Scham und Unwohlsein überwog in der Reaktion der Zuschauer.
Auf diesem Niveau für Kinder bewegte sich der Film weiter fort und warf mit vollen Händen einen stumpfsinnigen Blindgänger nach dem anderen hinaus, wie Kamelle zu Karneval.

Als dann sowas wie eine Story begann, wurde es jedoch nur absurder. Konflikte wurden künstlich erschaffen, um an den Haaren herbeigezogene Begründungen zu liefern, warum denn nun die Charaktere da hingehen wo sie hingehen und tun was sie tun.
So wird zum Beispiel der große Plan, der von Vizeadmiralin Holdo des Widerstands ersonnen wurde, nicht dem schießwütigen Fliegerass Dameron Poe mitgeteilt. Als Folge muss sich dieser seinen eigenen halbgaren Plan ersinnen, um die Widerständler Finn und Rose kurzerhand auf einen Casino-Planeten zu schicken, die dort wiederum einen “Meister Hacker” beschaffen sollen und ohne Umschweife ein heilloses Chaos auf dem Planeten anrichten.
Das aufgezeigte Beispiel einer der unnötigen Längen hätte man locker aus dem Film schneiden können und es würde nicht auffallen. Die Geschehnisse haben teilweise derart wenig Wert und Tragweite, dass es fast schon schmerzt.

Und ich habe hier noch das netteste Beispiel gewählt. Andere “Handlungs”-verläufe sind noch magerer und unverständlicher. Charaktere werden hier lieblos und urplötzlich in die Geschichte geschrieben, damit sie gefühlt 20 Minuten später wieder gehen können. Andere werden einfach verpulvert, ohne ihr Potenzial nutzen zu können. Zudem verhalten sich manche Figuren dermaßen grenzdebil, dass man sich wundert, wie es selbige durch ihr eigenes bisheriges Leben geschafft haben mögen, ohne zu sterben.
Während alledem festigte sich in mir der Eindruck, ich betrachte Episode V, nur in schlecht, mit einer Prise Episode VI: Es gibt Dialoge, die nahezu komplett aus Episode VI übernommen wurden (die aus Spoilergründen hier nicht näher beleuchtet werden).

Das schlimmste an dem Film sind jedoch die Comic Reliefs: An Stellen, an denen die Geschichte Spannung oder Ernsthaftigkeit liefert, wird dem Zuseher schnell irgendwas Niedliches oder ein dämlicher Witz um Augen und Ohren gehauen, damit es nicht zu ernst oder spannend wird. Daran krankt Star Wars - Episode VII am meisten, trotz aller Versuche weitreichende Konsequenzen von schweren Entscheidungen und eine dramatische Geschichte darzustellen, ist er im Kern doch nur ein Familienfilm.
So ist es dann eben zu spüren, dass Disney dahinter sitzt. In dieser Manier sterben Leute, Raumschiffe explodieren und schnell der Schnitt auf eine lustige Porg-Szene mit knuffigen Geräuschen – all das, damit die Kinder nicht zu sehr auf das furchtbare Grauen achten, welches gerade seinen Lauf nimmt.

Wer sich also bewusst macht, dass man nunmehr eine familienfreundliche Machart geboten bekommt und darüber hinwegsehen kann, dass die Vorgängerfilme Episode VII wie auch Rouge One einen deutlich erwachseneren Ton vorgaben, der kann sich bedenkenlos den neusten Ableger im Kino anschauen.

Ansonsten empfehle ich, auf die Blu-ray-, DVD- oder VOD-Angebote zu warten.

Mein persönliches Fazit:
Episode VIII ist derart garstig schlecht und das übelste seit Jar Jar Binks. Ich habe noch nie so viele blödsinnige Handlungsverläufe auf einmal in einem Film zu sehen bekommen. Es wird insgesamt künstlich Spannung erzeugt, die spätestens in der mäßig gelungen Auflösung verpufft.

Ich hoffe nur, J.J. Abrams macht es mit dem kommenden Teil wieder besser – und, dass sich Disney das ganze noch mal mit Rian Johnson als Regisseur für die späteren Teile Episode X-XII überlegt.

Regie und Autor:
Rian Johnson (Looper)

Darsteller:
Mark Hamill - Luke Skywalker
Oscar Isaac - Dameron Poe
Daisy Ridley - Rey
Adam Driver - Kylo Ren
John Boyega - Finn
Kelly Marie Tran - Rose Tico
Carrie Fisher - Leia Organa
Laura Dern - Vizeadmiralin Holdo

Erscheinungsjahr: 2017

Länge: 150 Minuten

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