Death Note

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Neben Dragon Ball ist Death Note einer der bekanntesten Manga/Anime weltweit. Es verwundert etwas, dass Hollywood nicht schon lange den Stoff in ein amerikanisches Format gepresst hat. Knapp 10 Jahre nach der Anime-Veröffentlichung hat Netflix nun die Story mit Regisseur Adam Wingard endlich filmisch adaptieren können. Ob es der Vorlage gerecht werden oder auch nur ansatzweise mithalten kann – darauf war ich sehr gespannt.

Death Note ist eine Supernatural-Crime-Geschichte und dreht sich um den Highschoolschüler Light Turner, dem aus nicht so heiterem Himmel ein mysteriöses Buch quasi auf dem Silbertablett serviert wird. Kurz darauf gibt es das erste Aufeinandertreffen zwischen Light und Ryuk, dem Dämon/Todesgott, der mit dem Buch verbunden ist und Light schnell vermittelt, welche Macht es besitzt: Man braucht nämlich nur den Namen eines Menschen einzutragen und dessen Gesicht zu kennen, dann wird dieser binnen vierzig Sekunden sterben, sofern es darüber hinaus keine spezifischen Angaben gibt.
Die Macht über Leben und Tod zu entscheiden in den Händen eines Teenagers – kann das gut gehen?
Da ich ein großer Fan des Originalmaterials bin, war es für mich schwierig den Film unvoreingenommen zu betrachten.

Kira:
Es wäre keine amerikanische Adaption ohne Liebesgeschichte und so tritt Mia ganz schnell auf den Plan, eine Cheerleaderin die eine morbide und lockere Ansicht zu dem ganzen Thema 'Mörderbuch' hat, da sie nicht nur binnen weniger Minuten Lights Geliebte, sondern sogar seine Komplizin wird. Meiner Ansicht nach sind Light Turner und Mia Sutton in dieser Verfilmung zwei Aspekte des einzelnen Charakters Yagami Light aus der Mangavorlage. Der ist zunächst einfach nur er ein exzellenter Schüler mit einem kompromisslosen Gerechtigkeitssinn, einer hohen Wahrnehmung für das Leid seiner Mitmenschen und einer umfassenden Liebe für die Welt. Diesen Part übernimmt sozusagen der Light Turner des Films.
Sobald Der Manga-Charakter Yagami Light in den Besitz des Buches kommt und durch dessen Macht korrumpiert wird, wird aus ihm langsam ein soziopathischer, megalomanischer Charakter der gnadenlos und gefühskalt, ohne Scheu Unschuldige benutzt um sein Ziel zu verfolgen. Dieser Part wird im Film von Mia Sutton übernommen.
Beiden wird schnell klar, welche Auswirkungen die Macht des Buches auf den Lauf der Welt haben kann und was sie mit ihren eigenen kleinen Moralvorstellungen alles verbessern können. Light beginnt sich durch Mias Zutun als Heilsbringer, ja gar als Gott zu sehen und möchte die Menschen von seinem heimlichen und unheimlichen Einfluss auf die Weltgeschichte wissen lassen, damit sie ihm dankbar sein/ihn verehren können. Zu diesem Zweck manipuliert er seine Opfer den von ihm erwählten Namen schreiben zu lassen: KIRA.
Damit begeht er zugleich den Fehler, den es braucht, um L auf den Plan treten zu lassen.

L:
L wird einem schnell als Genie in den Hals gestopft. Er schaut sich kurz einen Tatort in Japan an, den er mit zu verantworten hat, da die Namen der Kriminellen durch ihn zugänglich gemacht wurden. Dadurch wollte er testen wie KIRA operiert und viel wichtiger von wo. Wie und warum er zu seinen Schlussfolgerungen kommt, wird nur oberflächlich behandelt, wie so manches in dem Film. Man soll einfach akzeptieren, dass L ein Genie ist, was das Lösen von Fällen angeht. Es ist schön zu sehen, wie gewisse Eigenheiten des Originalcharakters aus dem Anime im Film dargestellt werden: soziales Verhalten, Körperhaltung und die Art der Bewegung. L kommt recht nah an den Anime-Charakter heran, wenn auch nur zwei Drittel des Films, denn dann schlägt die Adaption zu und man verabschiedet sich vom Original.

Der Todesgott Ryuk:
Ryuk ist der einzige Charakter, der im Großen und Ganzen dem Anime treu geblieben ist und Willem Dafoe macht eine wundervolle Arbeit ihm seine Stimme zu leihen. Das Problem dabei ist nur, dass es zu wenige Szenen mit Ryuk gibt und seine Geschichte nicht wirklich durchleuchtet wird. Was ist seine Intention? Warum gibt er das Buch namens Death Note immer wieder an Menschen und warum ist er so versessen auf Äpfel?

Fazit:
Der Film ist recht angenehm anzuschauen. Wenn Du das Original nicht kennst, erwartet Dich ein guter abendfüllender Popcorn-Streifen. Kinematografisch hat der Film immer wieder gewisse Einstellungen und Szenen, die sehr schön und interessant anzusehen sind.
Ich finde jedoch, es fehlen gewisse Informationen, wie z.B.: Was ist Ryuk nun wirklich, woher kommt er und warum ist er so daran interessiert, dass jemand Namen in sein Buch schreibt? Das Übernatürliche ist hier nur Nebensache und verkommt schlicht zum Werkzeug der recht dünnen Geschichte und moralphilosophischen Situation.
Das Tempo des Films ist teilweise inkonsistent, die Charaktervorstellung und Entwicklung passiert mal rasend schnell, dann wieder ultraschleppend. Im direkten Vergleich zum Anime muss ich leider sagen, dass es eine sehr schwache und verstümmelnde Adaption ist.

Für Fans des Originalmaterials nur mit Vorsicht zu genießen und für jeden anderen ein Blick wert.

Darsteller:
Nat Wolff (Das Schicksal ist ein mieser Verräter)
Margaret Qualley (The Leftovers)
Willem Dafoe [Stimme] (Platoon, Basquiat, Pulp Fiction)
[deutsche Stimme: Reiner Schöne}

Erscheinungsjahr: 2017

Länge: 100 Minuten

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