Stereo

@spreiselbeerle INFO

Selbstfindung muss man wollen, ansonsten kann's weh tun. Die Herren Bleibtreu und Vogel haben großen Spaß daran, dies zu zeigen.

Obgleich ich zu deutschen Filmen oft keinen Draht habe, erwarb ich STEЯƎO (BluRay) auf Verdacht. Die ausnahmslos guten Kritiken in den Nutzerwertungen ließen mich die 10,5 Euro hergeben. Selbstredend sind die Protagonisten Garant für ordentliche Leistung, doch mich lockte eher die Machart im Trailer.

Jürgen Vogel spielt Erik, den es aus der Stadt auf's Land verschlagen hat. Dort werkelt er in einer Motorradwerkstatt, besucht seine Freundin Julia oder holt deren Kind von der Schule ab. Alles sehr idyllisch und frei – mag man meinen.
Eines Tages sieht Erik einen Fremden (Bleibtreu), den andere nicht sehen oder hören können. Erik wird schnell klar, dass er ein Problem hat und geht selbiges an. Leicht abwimmeln lässt sich Henry allerdings nicht.

Das Spiel von Vogel und Bleibtreu macht eine Menge Spaß. Und der Umstand, dass dieser Film erst ihre dritte gemeinsame Produktion ist (zum ersten Mal wirklich direkt miteinander), lässt staunen. Mit diesem Wissen merkt man, wie sehr dies in ihre Leistung eingeflossen ist. Kurz: Die Besetzung bockt brontal, für Zuseher als auch die Beteiligten. Besonders hervorzuheben sei Minute 56, ab der Vogel Bleibtreu wiedergibt – das hat Schauwert.
Petra Schmidt-Schaller (Julia) und Georg Friedrich (Keitel) überzeugen zudem, da sie sich in Momenten prima nach vorne spielen und gleichzeitig als Nebenfiguren funktionieren.

Was STEЯƎO zu gleichen Teilen ausmacht, ist die Liebe zur Visualisierung. Maximilian Erlenwein (Regie) hat Bilder im Kopf, die man in deutschen Filmen selten zu sehen bekommt. Klar, auf BluRay sieht nahezu alles schick aus, doch hier lebt er seinen Motiv-Fetisch aus. Darüber hinaus traut sich der Film elektronische Musik einzuflechten, ohne dass es platt oder altbacken daherkommt.

Der Verlauf der Geschichte zog mich in den Bann, doch es dürfte durchaus Leute geben, die beim restlichen Plot aussteigen.

Ich empfehle diesen Thriller, weil er stellenweise die Coolness eines Matrix aufblitzen lässt (selbigen auch zitiert) und die Spielfreude unschlagbar ist. Man sollte als Zuseher nicht zartbesaitet sein, da es in diesem Machwerk durchaus brutal zugeht.
Das Bonusmaterial erzählt, dass in der Entstehung recht viel Herumgealbert wurde. Wer sich die Choreografie mancher Szenen genau anguckt, merkt die grundsätzliche Ernsthaftigkeit der Beteiligten. Einzig die Interview-Sektion kommt unfertig / karg daher.

PS: Der Trailer spoilert nicht und Erlenwein's Schwerkraft steht nun auf meiner Liste. Ich prognostiziere, dass STEЯƎO im Ausland ähnlich gut aufgenommen wird, wie es bei Lola rennt der Fall war.

Darsteller:

  • Jürgen Vogel Schwerkraft
  • Moritz Bleibtreu Soul Kitchen
  • Petra Schmidt-Schaller Unter Nachbarn
  • Georg Friedrich Die Vermessung der Welt )

Regie:

  • Maximilian Erlenwein (Schwerkraft)

Länge:

  • 98 Minuten
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